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Kinder und Trauer



Kinder gehen anders mit dem Tod und der Trauer um als Erwachsene. Abhängig vom Alter des Kindes werden der Tod und die Trauer unterschiedlich wahrgenommen. Im Kleinkindalter besteht meist eine Neugierde rund um das Thema Tod. Die Endgültigkeit wird erst ab dem Grundschulalter schrittweise verstanden und mit diesem Verständnis entstehen auch Verlustängste. Kinder leben im Hier und Jetzt und so trauern sie auch. Die Trauer kommt oft in Schüben. Dazwischen können die Kinder fröhlich und unbeschwert sein. Die Phasen der Unbeschwertheit sind wichtig. Dies kann zum Beispiel im Kindergarten die Frage aufwerfen, ob das Kind überhaupt „richtig“ trauert. Hier sind Aufklärung und Einfühlungsvermögen wichtig. Für Fachkräfte (zum Beispiel Erzieher*Innen und Lehrer*Innen) gibt es hierzu spezielle Weiterbildungsmöglichkeiten und Beratungsangebote.


Unabhängig vom Alter der Kinder sind eine liebevolle, offene und ehrliche Begleitung wichtig. Gefühle zu verstecken oder schwierige Antworten wegzulassen, ist meist nicht hilfreich. Kinder haben ein ganz feines Gespür für unausgesprochenes. Dennoch sprechen wir alle diese Themen vermutlich viel zu selten an. Vor allem dann, wenn ein Verlust in der Familie droht, ist eine gewisse „Vorbereitung“ sinnvoll. Kinderbücher können eine gute Möglichkeit sein, das Thema anzusprechen, zum Nachdenken anzuregen und Raum für Fragen zu geben. Wir möchten hier einige Bücher vorstellen. Auf Altersangaben haben wir bewusst verzichtet. Am besten ihr schaut euch die Bücher in dem Buchladen eures Vertrauens an und entscheidet selbst, was ihr für eure Kinder passend findet.


Leb wohl, lieber Dachs – Susan Varley

Diese Geschichte handelt von dem alten Dachs und seinen Freunden. Als der Dachs stirbt, sind seine Freunde traurig. Dann beginnt sich jeder an die Dinge zu erinnern, die er mit dem Dachs gemeinsam erlebt oder von ihm gelernt hat. Sehr gut gefällt mir, dass der Dachs zwar bildlich durch den Tunnel geht, aber sein Freund der Fuchs am nächsten Morgen klar verkündet „Der Dachs ist tot“. Formulierungen wie „für immer eingeschlafen“ sind für Kinder nicht hilfreich und können Ängste wecken.


Geht Sterben wieder vorbei? – Mechthild Schroeter-Rupieper, Imke Sönnichsen

Dieses Buch finde ich besonders schön. Es ist schön und nicht überladend bebildert. Neben der Geschichte um den Tod des Großvaters, die Trauerfeier und die Trauer sind verschiedene Fragen von Kindern und Antwortmöglichkeiten aufgeführt. Die Autorin Frau Schroeter-Rupieper ist seit vielen Jahren in der Trauerbegleitung tätig und ist die Gründerin von Lavia - Institut für Familientrauerbegleitung.


Wenn ein Stern vom Himmel fällt – Mem Fox, Freya Blackwood

Hier wird die Geschichte eines Menschenlebens gezeigt. Ein Stern fällt vom Himmel und wird zu einem Baby. Das Kind wächst auf, wird erwachsen, wird „alt und älter und noch älter“. Zuletzt wird der „Stern“ wieder kleiner und verschwindet. Dieses Buch ist sehr schön bebildert. Es zeigt das Leben in einer liebevollen Gemeinschaft – mit Familie und Freunden.


Abschied, Tod und Trauer – Wieso, Weshalb, Warum.

„Wieso, Weshalb, Warum“ ist eine Sachbuchreihe für Kinder. Es gibt kleine Bücher für 2-4 Jährige und große Bücher für 4-7 Jährige. Eines dieser großen Bücher befasst sich mit Abschied, Tod und Trauer. Darin geht es um Oma Ella, die sehr krank ist und im Hospiz im Beisein ihrer Familie stirbt. Es geht um den Tod, das Gefühl Trauer, um das Abschiednehmen und darum, wie Erinnerungen bewahrt werden können. Erklärt wird auch, was ein Friedhof ist und wie eine Beerdigung abläuft.


Die besten Beerdigungen der Welt – Ulf Nilsson, Eva Eriksson

Drei Kinder gründen ein Beerdigungsinstitut – für die besten Beerdigungen der Welt. Eine gräbt das Loch, einer schreibt Gedichte und der dritte weint. Beerdigt werden verschiedene Tiere – eine Hummel, der Hamster der Nachbarin und auch die toten Heringe aus dem Kühlschrank. Das Buch bietet einen spielerischen Einstieg in das Thema. Es endet mit dem Satz „Am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes.“


Weil Du mir so fehlst - Ayse Bosse

Hier geht es um einen Bären, der jemanden vermisst, der verstorben ist. Es wird nicht genannt, wer verstorben ist. So legt sich das Buch nicht auf eine Person wie beispielsweise die Großmutter fest. Darüber hinaus ist es interaktiv. Es können Erinnerungen zu einer Person eingetragen, Tränen gemalt und Ängste ausgedrückt werden. Das auch von Ayse Bosse geschriebene Buch „Einfach so weg: Dein Buch zum Abschiednehmen, Loslassen und Festhalten“ richtet sich an Jugendliche. Es beinhaltet unter anderem Kurzgeschichten, Comics und Kreativ-Seiten.


Das häufig genannte Kinderbuch Adieu, Herr Muffin gefällt mir als Palliativmedizinerin nicht so gut, Das Meerschweinchen Herr Muffin leidet Schmerzen und auch die Tierärztin schüttelt nach der schmerzhaften Untersuchung nur noch den Kopf.


Erinnerungsbücher oder Erinnerungskisten können hilfreich sein für trauernde Kinder. Es gibt Bücher wie „Für immer in meinem Herzen: Das Trauer- und Erinnerungsalbum für Kinder“ von Stefanie Wiegel. Ihr könnt auch ein Fotoalbum oder eine „Schatzkiste“ verwenden und diese mit Erinnerungen füllen.


Oft kommt in betroffenen Familien die Frage auf, ob Kinder die erkrankte Person am Lebensende oder auch nach dem Versterben nochmal sehen „dürfen“ oder ob sie mit zur Beerdigung gehen können. Ja! Wir haben oft das Gefühl, unsere Kinder zu schützen, indem wir ihnen den Anblick der verstorbenen Großmutter oder die Beerdigung ersparen. Aber die Kinder spüren ja unsere Anspannung, unsere Trauer an solchen Tagen und sie hinterfragen oft genau die Abläufe, die wir nicht erklärt haben. Sie füllen diese Lücken mit Fantasie und die kann im Zweifel weniger schön sein, als eine altersgerechte und liebevolle Erklärung der Wirklichkeit. Wichtig ist, dass wir uns die Zeit zur Vorbereitung nehmen und offen für die Fragen unserer Kinder sind.


Kindliche Fantasie ist aber auch wichtig. So wie auch wir Erwachsenen dem Verstorbenen einen neuen Platz in unserem Leben geben, haben auch Kinder Vorstellungen davon, wo der Verstorbene nun isst. Natürlich unterscheiden diese sich. Kinder haben meist fantasievolle Erklärungen – wie beispielsweise im Himmel, in einem Baum oder Stern. Dies kann tröstlich für Kinder sein. „Wenn ich das für Oma gemalte Bild vom Dachboden in den Himmel werfe, dann kommt das bei Oma im Himmel an“. „Wenn die Sonne scheint, dann streichelt mir Oma so über die Haare.“


Es gibt spezielle Angebote für trauernde Kinder und Jugendliche. Wir haben hier einige weiterführende Links für euch zusammengestellt. Hier finden sich oft auch Angebote für Erzieher*Innen oder Lehrer*Innen.


Trauer-Begleitung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien - Berlin


Diakonie Hamburg, Zentrum für Kinder und Jugendliche in Trauer


Interview mit der Trauerbegleiterin Hilda Razafindraboay über Trauer bei Kindern und Gespräche über den Tod


Unterstützung für Kinder krebskranker Eltern


Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. - Hannover


Lacrima - Trauerbegleitung für Kinder in München und Rosenheim


Nicolaidis-Stiftung - Angebote für Erwachsene bis zum Alter von 49 Jahren nach dem Tod des Lebenspartners sowie für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zum Alter von 27 Jahren nach dem Tod eines Elternteils oder beider Elternteile


Quellen:

Psychologie und Palliative Care; Fegg, Gramm, Pestinger (Hrsg). Kapitel „Angehörige in der Palliativversorgung: Erwachsene, Kinder und Jugendliche“; Monika Brandstätter und Esther Fischinger



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